Gemeindezeitung Haag a. H. über K. Klostermann | Das Leben des Dichters | Lebenslauf in Daten
Karl Klostermann war Sohn deutschstämmiger Eltern. Der Vater, Bezirksarzt zu Bergreichenstein/ Kasperske Hory, stammte aus Schlösselwald/ Hrädky, die Mutter war eine Enkelin des letzten Glasfabrikanten Abele aus Hurkenthal/ Hurka.
Karl Klostermann, von Beruf Lehrer für Französisch und Deutsch an der Realschule in Pilsen, verbrachte schon als Schüler und Student, später auch als Lehrer nahezu alle Ferien bei seinen Verwandten in und um Rehberg; aus diesem Teil des Böhmerwaldes, heute „Klostermannova Sumava" genannt, schöpfte er die meisten Motive und Themen für seine Erzählungen und Romane.
Literarhistorisch ist Klostermann als Realist einzuordnen. Sein deutsch geschriebenes Erzählwerk umfasst über 150 Einzeltitel; es ist von hohem literarischem Niveau. Auf Anraten eines befreundeten tschechischen Verlegers begann Klostermann, der Tschechisch wie eine zweite Muttersprache beherrschte, tschechisch zu schreiben. Sein Werk in dieser Sprache brachte ihm rasch Anerkennung und Berühmtheit; für 5 von seinen 14 Romanen erhielt er den Preis der Tschechischen Akademie, z. B. für den Roman „Ze sveta lesnich samot", zu deutsch „Aus der Welt der Waldeinsamkeiten". Er zählt mit den über 300, in 35 Bänden zusammengefassten Einzeltiteln seines Werkes (Romane, Novellen, Erzählungen, Reisebeschreibungen, Memoiren) zu den produktivsten Autoren, zu den Klassikern der tschechischen Literatur.
So kam es, dass er, der Deutschstämmige, der in den meisten seiner Werke den Böhmerwald und dessen Bewohner so eingehend, genau und lebensecht beschrieben hat wie kein anderer, im Nachbarland seit 100 Jahren einen festen Platz unter den Klassikern der tschechischen Erzähler einnimmt und dort als "Basnik Sumavy"/ „Dichter des Böhmerwaldes" bezeichnet und geehrt wird.
Erst jetzt, nach der Öffnung der Grenzen, beginnt man auf deutscher Seite Klostermann überhaupt wieder zu entdecken und sein Werk dem deutschen Lesepublikum bekannt zu machen. Heute, da es keinen deutsch besiedelten Böhmerwald mehr gibt, ist Klostermanns Werk als „große Reportage über den alten Böhmerwald", als unersetzliche zeitgeschichtliche und volkskundliche Quelle einzustufen.
Fotos von Karl Klostermann. Bildbeschreibungen werden beim Anklicken angezeigt.
Erst in unserer Zeit, nach der Öffnung der Grenzen, beginnt man auf deutscher Seite Karl Klostermann überhaupt zu entdecken und sein Werk dem deutschen Leserpubikum bekannt zu machen. Bahnbrechend für die deutschsprachige Vermittlung und literaturdidaktische Aufbereitung bzw. Kommentierung der Klostermann-Texte wurde der in Passau wirkende und aus Bergreichenstein stammende Studiendirektor Gerold Dvorak. In Zusammenarbeit mit dem Verlag Karl Stutz, Passau, sorgte er für die Veröffentlichung nunmehr schon zahlreicher Klostermannbücher in deutscher Sprache. Auch die vorliegende Zusammenstellung wesentlicher Teile des Klostermann-Werkes verdankt sich in nicht unerheblichem Maße der literarischen Pionierarbeit von Gerold Dvorak.
Der wichtigste und besondere Beitrag Karl bzw. Karel Klostermanns für die tschechische Literatur, zu deren unbestrittenen Klassikern er zählt, besteht darin, dass er den zeitgenössischen Lesern den bisher wenig beachteten Zentralböhmerwald, dessen Natur sowie die dort lebenden Menschen, nahebrachte. Für den interessierten Leser von heute bietet das Werk Klostermanns eine „großartige Reportage“ über den alten, einst deutsch besiedelten Böhmerwald, den es jetzt nicht mehr gibt, und stellt somit u.a. eine unersetzliche zeitgeschichtliche wie auch volkskundliche Quelle dar.
Klostermanns Erzählungen und Romane zeichnen ein Bild der sozialen Wirklichkeit; sie enthalten zahlreiche, oft sehr detaillierte und daher genaue Ausführungen zum Arbeitsleben, zu Sitten und Bräuchen, zur Denkart und Lebenseinstellung der Bewohner des Böhmerwaldes. Die entsprechenden (zuweilen belehrend-langen) Textpassagen erweisen sich als authentische Zeugnisse darüber, wie es in dem von ihm beschriebenen „Herzen des Böhmerwaldes“ einst tatsächlich gewesen ist. Wiederholt betont Klostermann: „Was ich Euch hier vorlege, habe ich alles selbst erlebt, sämtliche Personen habe ich gekannt, niemanden habe ich erfunden. Ich denke mir überhaupt nichts aus, sondern schaue mir die Leute an und gebe sie so wieder, wie sie sind, mit ihren Schwächen und Stärken.“
Mit solchen Worten gibt sich Klostermann selbst als Vertreter des literarischen Realismus zu erkennen. In realistischer Manier umgrenzt er auch den geografischen Raum, über den er schreibt, den zentralen Böhmerwald: „Ich beschreibe das Herzstück des Böhmerwaldes, dessen Natur und den harten Kampf, den der Mensch bestehen muss, welchen das Schicksal in diese Region hineinverpflanzt hat. Und dieser Mensch dort ist seiner Abstammung nach Deutscher, an dieser Tatsache ändere weder ich noch jemand anderer etwas.“
Hier, im geografischen Dreieck zwischen Eisenstein, Buchwald und Bergreichenstein, ist sein Gebiet, mit dem sein Geschlecht bereits seit Generationen verbunden war und in dem er, wie er selbst bekennt, „mit der Natur und den Menschen mitgelebt und mitgefühlt“ hat und deshalb dem Leser auch etwas sagen könne. Diese Eigenart der realistischen Gestaltung ist wohl auch der Grund dafür, dass er in seinen literarischen Arbeiten nicht in den Süden bzw. Südosten des Böhmerwaldes ausgriff, nämlich in eine Region, die ihm weniger vertraut war und die als Reich Adalbert Stifters galt. Von Letzterem, dem Klassiker der gehobenen Epik, der ruhig dahinfließenden, idealisierten Darstellung, unterschied Klostermann die wirklichkeitsgetreue, mitunter drastische Schilderung und die realistische, gleichwohl auch poesiedurchwobene Sprache. Was beide Autoren verband, war der Idealismus ihrer hochstehenden ethischen Grundeinstellung, die sie, in einer Zeit des erwachenden Nationalismus, bewegte, sich beiden, den Böhmerwald bewohnenden Volksstämmen mit gleicher Liebe zuzuwenden.
Herkunft aus väterlicher Seite
1761 wurde der Großvater Josef Klostermann in Innergefild geboren, seine Frau, Anna Weber, stammte
aus Schlösselwald, wo sie den "Wurmbauernhof" erwarben. Der Großvater, der "Wurmbauer", war
dort auch als Ortsrichter tätig, obwohl er weder lesen noch schreiben konnte.
1814 wurde der Vater Josef Klostermann geboren. Mit 9 Jahren wurde dieser schwer krank. Seine Mutter
hat ihn nach der Genesung Gott versprochen und wollte, dass er Priester werde.
1825 am 05. Juli, starb der Großvater in Schlösselwald.
1827 begann der Vater Josef seine Gymnasialzeit in Klatovy / Klattau, er ging aber anschließend nicht
ins Priesterseminar, sondern studierte in Wien Medizin.
1841 wurde Josef Klostermann Doktor der Medizin und Werksarzt bei der Familie Abele.
Herkunft aus mütterlicher Seite
Die Vorfahren der Mutter waren Ende des 17. Jahrhunderts wegen der dort herrschenden religiösen Unruhen aus dem Ardennengebiet über Württemberg nach Böhmen gelangt.
Der Urgroßvater, Christian Ferdinand Abele (1742 - 1801) gründete in Prasily / Stubenbach eine Spiegelglasfabrik.
1798 wurde die Großmutter Charlotte Abele geboren.
1815 heiratete Charlotte Abele ihren Ehemann Anton Hauer, den Besitzer einer Glashütte in
Schneegattern in Oberösterreich.
1822 wurde die Mutter Charlotte Hauer geboren.
1844 im Mai heirateten die Eltern Karl Klostermanns, Charlotte Hauer und Dr. Josef Klostermann.
Sie zogen aus Debrnik / Deffernik um nach Haag / OÖ, wo Josef Klostermann Stadtarzt wurde.
Dort wurde
1848 Karl Klostermann geboren. Kurz nach seiner Geburt zogen seine Eltern nach Susice /
Schüttenhofen.
Nach mehrmaligen Wohnortwechseln übersiedelte die Familie Klostermann nach Kasperske Hory /
Bergreichenstein, wo Dr. Josef Klostermann bis zu seinen Tod im Jahre 1875 Stadt-Medikus war.
Charlotte Klostermann starb 1903 in Rejstein / Unterreichenstein.