10 Jahre Klostermannverein

"Karl Klostermann - Dichter des Böhmerwaldes e.V." bayr. Sektion Grafenau

10 Jahre Verein „Karl Klostermann – Dichter des Böhmerwaldes e.V.“

– bayr. Sektion Grafenau und tschechische Sektion in Srni / Rehberg

Vor 160 Jahren, im Jahre 1848, wurde Karl Klostermann als Deutscher geboren, vor 85 Jahren, im Jahre 1923, ist er als Tscheche – durch die Lebensverhältnisse gewandelt – gestorben. Diese Daten sind der Anlass für die Proklamation des „Karl Klostermannjahres 2008“ und die damit verbundenen Feierlichkeiten.
Im Juni 1998 hat Václav Sklenář, Direktor des Hotels „Srni“ in Srni / Rehberg angeregt, einen Verein zur Erinnerung an Karl Klostermann, den Dichter des Böhmerwaldes und Dichter zweier Nationen, zu gründen, mit dem zunächst bescheidenen Ziel, dem Böhmerwalddichter Karl Klostermann in Srni / Rehberg einen Gedenkstein aufzustellen.
Die Idee wurde von Willi Steger, bis zu seiner Pensionierung Werkleiter der Bleikristallwerke Nachtmann in Riedlhütte, begeistert aufgegriffen und in die Tat umgesetzt.
Willi Steger berief schon zum 04.07.1998 im Hotel Srni in Rehberg / Srni die Gründungsversammlung des Vereins Karl Klostermann – Dichter des Böhmerwaldes ein.

Bereits in dieser Gründungsversammlung wurden die Ziele dieses ersten privaten
und grenzüberschreitenden Vereins festgelegt:
  1. die völkerverbindende und kulturelle Zusammenarbeit zwischen Bayern und der Tschechischen Republik in der Grenzregion des Böhmerwaldes;
  2. die Aufstellung und Erhaltung eines Gedenksteines für Karl Klostermann in Rehberg / Srni am ehemaligen Friedhof;
  3. das Studium der Werke des multikulturellen Dichters Karl Klostermann und die Förderung von Veröffentlichungen des Dichters Karl Klostermann, insbesondere die Übersetzung seiner Werke und
  4. die Errichtung und der Betrieb eines Karl Klostermann-Museums.
Die Gründung des Karl Klostermann-Vereins mit einer bayerischen Sektion mit dem Sitz in Grafenau und einer tschechischen Sektion mit dem Sitz in Srni/Rehberg stand unter einem besonders günstigen Stern:
Die beiden Gründerväter, Václav Sklenář und Willi Steger, die heute noch die Ideengeber, Cheforganisatoren und Motoren des Vereins sind, wurden von hochkarätigen Persönlichkeiten und Institutionen unterstützt:
Als Präsident im jährlich wechselnden Turnus mit einem tschechischen Präsidenten stellte sich für den Gesamtverein Herr Professor Dr. Eberhard Dünninger, bis zu seiner Pensionierung Generaldirektor der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken in München, zur Verfügung. Er hat dem Verein bis heute die Treue gehalten und dem Verein durch seine historisch fundierten Festansprachen und Vorträge bei Buchvorstellungen und bei der Enthüllung von Gedenksteinen auch literaturwissenschaftlich die Grundlage gelegt.
Ohne die hervorragende Dolmetscherleistung von Frau Eva Krack, bis zu ihrer Pensionierung stellvertretende Direktorin am Sprachen- und Dolmetscherinstitut in München und aus dem Böhmerwald gebürtig, wäre die Gründung eines grenzüber-schreitenden Vereins zwischen Bayern und der Tschechischen Republik nicht möglich gewesen.
Zudem stellte sich Frau Eva Krack dem Verein über Jahre als 1. Vorsitzende zur Verfügung.
Ohne die besonders engagierte und liebenswürdige Mitarbeit von Gerold Dvorak als Kulturwart unseres Vereins von 1998 bis zu seinem Ableben im Jahre 2002 wäre das Ziel des Vereins, die Werke Karl Klostermanns in Deutschland bekannt zu machen, nicht zu realisieren gewesen.
Gerold Dvorak, als Sohn eines Arztes von Bergreichenstein, im Böhmerwald aufgewachsen, später bis zu seiner Pensionierung 1990 Lehrer und Seminarleiter für Deutsch am Adalbert-Stifter-Gymnasium in Passau, war der einzige wissenschaftliche Kenner des Schriftstellers Karl Klostermann und seines Werkes im deutschsprachigen Raum.

Gerold Dvorak hat für uns aus dem Tschechischen ins Deutsche übersetzt:

  • Heiteres und Trauriges aus dem Böhmerwald (Böhmerwaldskizzen 2. Teil)
  • Der Sohn des Freirichters (Böhmerwaldgeschichten)
  • Der Herr Professor
  • Die Erben des Böhmerwaldparadieses
  • Faustins Geschichten aus dem Böhmerwald
  • Im Böhmerwaldparadies
Welch mühselige Arbeit die Tätigkeit des Übersetzens war, offenbart Gerold Dvorak im Vorwort zu den Erben des Böhmerwaldparadieses, in welchem er seiner lieben Frau Christa- Anna Dvorak dafür dankt, daß sie ihm immer Mut gemacht und sich so sehr für die Übersetzung engagiert hat und dem Verzagenden und Ermüdenden in mühseligen, traurigen und bedrückten Zeiten Erleichterung und neue Kraft verschafft hat.
Ein Glücksfall war es auch, daß wir in Karl Stutz aus Passau einen mutigen und tatkräftigen Verleger für die deutschen Übersetzungen von Karl Klostermann gefunden haben.
Alle Buchherausgaben und Buchvorstellungen durch den Karl Klostermann-Verein wären bei den bescheidenen finanziellen Mitteln des Vereins nicht möglich gewesen, ohne die großzügige finanzielle Unterstützung durch EUREGIO. An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank Herrn Kaspar Sammer, Frau Jana Biskup und Frau Ulrike Jarosch.
Desgleichen wurde die völkerverbindende und kulturelle Idee der Zusammenarbeit im grenzüberschreitenden Verein „Karl Klostermann – Dichter des Böhmerwaldes“ vom Lions-Club Freyung-Grafenau am Nationalpark ideell und finanziell unterstützt. Der damalige Präsident des Lions-Clubs Hans Steiner und mehrere Mitglieder des Lions-Club haben sich aktiv bei der Gründung des Karl Klostermann-Vereins engagiert.
Vor etwa zehn Jahren hat in Deutschland fast niemand den Dichter des Böhmerwaldes, Karl Klostermann, gekannt, obwohl kein anderer Dichter den zentralen Böhmerwald und seine Bewohner so ausführlich beschrieben hat.
Der Grund liegt darin, daß der deutschstämmige Karl Klostermann zweisprachig aufgewachsen ist und durch seine guten Kontakte zu Verlagen in Prag seine Bücher fast ausschließlich in tschechischer Sprache veröffentlicht hat.
Karl Klostermann wurde im 19. Jahrhundert von den Deutschen als Abtrünniger betrachtet. Dies führte dazu, daß seine Bücher nicht ins Deutsche übersetzt wurden und Karl Klostermann auch in keinem deutschen Literaturlexikon zu finden war.
Durch die Übersetzerleistung von Gerold Dvorak und die verlegerische Leistung von Karl Stutz auf Initiative des Karl Klostermann-Vereins wurde der Dichter Karl Klostermann in Bayern und Deutschland bekannt. Alle Neuerscheinungen sind begeistert aufgenommen worden.

Das ursprüngliche Ziel des Gründers Václav Sklenář konnte im Jahr 2002 verwirklicht werden: Die beiden Sektionen des Klostermann-Vereins haben in Srni / Rehberg am ehemaligen Friedhof einen Klostermann-Gedenkstein mit tschechischer und deutscher Aufschrift aufgestellt. Die Inschrift lautet:
“Karel Faustin Klostermann 1848 – 1923 Dichter des Böhmerwaldes, Apostel der Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen“.

Im Jahr 2003 konnte am Pürstling / Březnik ein Klostermann-Museum mit finanzieller Unterstützung durch den Lions-Club Freyung-Grafenau und die bayerische Sektion des Klostermann-Vereins eröffnet werden.
In Stĕken, wo Klostermann seinen Lebensabend verbrachte, wurde ein Klostermann-Wanderweg eröffnet und im Schloss Stĕken ein Klostermann-Museum eingerichtet.
Im Jahr 2004 hat unser Präsident, Professor Dr. Eberhard Dünninger, am Guldensteig in St. Oswald in Anwesenheit vieler Ehrengäste einen Gedenkstein zur Erinnerung an die Wanderungen Karl Klostermanns von Bergreichenstein nach Passau enthüllt (Karl Klostermann studierte Medizin in Wien und nahm den Weg von Bergreichenstein über St. Oswald, um zum Bahnhof nach Passau zu gelangen).

Im Jahr 2004 haben die Stadt Pilsen und die Klostermann-Vereine das Ehrengrab von Karl Klostermann in Pilsen restauriert. Zum Abschluß der Arbeiten fand im November 2004 eine feierliche Gedenkstunde auf dem Friedhof in Pilsen statt. Das Grabmal von Karel Klostermann wurde in die Kulturliste „Gedenkstätten der Tschechischen Republik“ aufgenommen.
Im Frühjahr 2005 wurde am Geburtshaus von Karl Klostermann in Haag am Hausruck / Oberösterreich eine Gedenktafel enthüllt.
Auf Initiative des Klostermann-Vereins Sektion Srni / Rehberg unter Václav Sklenář konnten zusammen mit dem Nationalpark Šumava die Freilegung und Konservierung der Überreste der Hauswaldkapelle in der Nähe von Srni durchgeführt werden. Die Neufassung und künstlerische Gestaltung der Heilquelle fanden bei der Einweihung im Jahr 2006 großen Anklang. Mittlerweile erreicht dieser ehemalige Wallfahrtsort - das „Lourdes des Böhmerwaldes“ - wieder große Bedeutung. Auch die bayerische Sektion des Klostermann-Vereins organisierte mehrere Fahrten zu dieser Begegnungsstätte.
Durch viele gemeinsame Veranstaltungen, wie Buchvorstellungen, Lesungen, Presseinformationen, Rundfunkinterviews ist Karl Klostermann heute aus der deutschen Literaturlandschaft nicht mehr wegzudenken.
Die bayerische Sektion des Karl Klostermann-Vereins unterstützt auch die Partnerschaften zwischen den Schulen in Bayern und der Tschechischen Republik, insbesondere die Partnerschaft zwischen den Schulen in Riedlhütte und Vlachovo Březi mit Buchspenden und Zuschüssen für Begegnungswochen.
In der Hauptschule von Riedlhütte wurde eine Büste Karl Klostermanns aufgestellt. Sie soll ein sichtbares Zeichen der Freundschaft zwischen der bayerischen und der tschechischen Jugend sein.
In der 10-jährigen Geschichte des Klostermann-Vereins wählten bereits zwei Schülerinnen Karl Klostermann als Thema für ihre Facharbeiten.

Nicht ohne Stolz möchten wir feststellen:
Kein privater, grenzüberschreitender bayerisch-tschechischer Verein hat in den letzten Jahren so viel zu völkerverbindenden Freundschaften beigetragen, wie der Verein „Karl Klostermann – Dichter des Böhmerwaldes“.

Unsere bisherigen gemeinsamen Präsidenten im jährlich wechselnden Turnus waren:

- Professor Dr. Eberhard Dünninger,
  Generaldirektor der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken in München a.D.

- Ivan Žlábek,
  Direktor des Nationalparks Šumava Vimperk /Winterberg a. D.

- Pavel Stelzer,
  Mitglied des Rates für die Bereiche Verkehr und Umweltschutz a.D., Pilsen / Westböhmen


Grafenau, de
n 20.03.2008